Tierrefugium Hanau Newsmeldung
Reisebericht Juni 2011

Ein weiterer Hilfstransport nach Apulien

Vom 01.06. bis 05.06.2011 sind John Kraft und Jürgen Weitzel vom Tierrefugium Hanau nach Apulien gefahren, um dort die Tierheime Campi Salentina und Salice Salentino zu unterstützen. Bereits im Vorfeld dieser Hilfsfahrt erhielten wir dringende Hilferufe aus Campi. Anna Palasciano, die Leiterin des Tierheimes erzählte uns von gewaltigen finanziellen Problemen Das Tierheim erhält seit mehreren Wochen kein Geld mehr und uns wurde mitgeteilt, dass kein Gramm Futter mehr vorhanden sei und man in Campi um Brot für die Hunde betteln würden, um sie satt zu bekommen. Wir haben daraufhin mit unserer Schweizer Tierschutzfreundin Esther Geisser von der Organisation NetAp Kontakt aufgenommen. NetAp sagte uns sofortige Unterstützung für unsere Hilfsfahrt zu und stellte uns 1.000 Euro zur Verfügung, damit wir Futter und/oder Medikamente kaufen können.

Als wir in Campi eintrafen, mussten wir feststellen, dass tatsächlich nicht ein Sack Futter vorhanden war - das haben wir so in Campi noch nie erlebt. Wir haben direkt vor Ort Futter für 1.560 Euro bestellt. Daraufhin wurden 153 Sack zu je 20 Kilo Trockenfutter direkt ins Tierheim Campi geliefert. Zusätzlich zu den von uns mitgebrachten Spenden von ca. 800 Kilo, sind das insgesamt 3.860 Kilogramm Futter. Das Tierheim braucht täglich ca. 80 - 100 Kilo Futter für die 170 Hunde. Dies bedeutet, dass dank unserer gemeinsamen Hilfsaktion für über einen Monat ausreichend Futter vorhanden ist. Die Tierheimleiterin Anna Palasciano hat nun etwas mehr Luft und Handlungsspielraum und wird versuchen, einen Weg zu finden, um eine Finanzierung durch intensive Gespräche mit der Gemeinde Campi zu erreichen. Das Tierheim Campi wird nach wie vor, im Rahmen der Möglichkeiten, ordentlich geführt. Die Hunde werden gut behandelt und das obwohl die Mitarbeiter seit Monaten kein Gehalt mehr erhalten haben. Auch die medizinische Versorgung der Tiere stellt das Campi-Team vor großen Schwierigkeiten. Es sind zwar noch einige Medikamente vorhanden, aber das wird in den kommenden Wochen immer knapper werden. Leider mangelt es auch an Mitteln zur Bekämpfung von Ungeziefer wie zum Beispiel Flohpuder und Zeckenmittel. Wir mussten einem kleinen Hundchen ca. 10 Zecken allein aus dem Gesichtsbereich entfernen. Wir hatten zum Glück Frontline und Exspot aus Deutschland mitgebracht, aber das reicht natürlich nicht für alle 170 Hunde.

Auch das von uns seit Jahren unterstützte Tierheim Salice Salentino besuchten wir während unserer Hilfsfahrt. Leider hat sich hier die Situation in keinster Weise geändert. Obwohl wir im letzten Jahr mit den Verantwortlichen der Stadtverwaltung eingehende Gespräche hatten, wurde offensichtlich nichts unternommen, um die Situation der Tiere in diesem mit 180 Hunden völlig überbelegten Tierheim zu verbessern. Nach wie vor sind die Zwinger unterteilt, so dass die eine Seite (der eigentliche Freilauf) den Wetterbedingungen schutzlos ausgeliefert sind und die andere Seite (die eigentliche Überdachung) zum ewig dunklen Verschlag für die Hunde umfunktioniert wurde. Hier scheint keine Sonne und die Luft ist drückend schwül, feucht und stinkig. Wir haben diesen Zustand mehrfach bemängelt und sind hier leider auf taube Ohren gestoßen. Im Ambulatorium befanden sich an Parvovirose erkrankte Welpen. Der Gestank in dem Ambulatorium war unerträglich und den Welpen ging es sehr schlecht. In einem anderen Zimmer wurden Hunde in Drahtkäfigen gehalten, weil in den Zwingern kein Platz mehr ist. Die kleine Giusy haben wir befreit. Sie wurde 23,5 Stunden am Tag in diesem Käfig gehalten und konnte nur eine halbe Stunde täglich ins Freie. Die Tierheimmitarbeiter/innen sind völlig überfordert und haben auch schon mehrfach bei der Gemeinde Beschwerde eingelegt. Ehrlich gesagt, wissen wir momentan auch nicht weiter und überlegen aktuell, was wir noch unternehmen können, damit  die unsäglichen Haltebedingungen der Tiere im Tierheim Salice gebessert werden können.
 
Als Fazit bleibt zu sagen: Dank der vom Tierrefugium Hanau und NetAp geleisteten Hilfe ist zunächst einmal dafür gesorgt, dass die Hunde vom Tierheim Campi Salentina einige Wochen nicht hungern müssen. Auch wenn wir die allgemeine, teils dramatische Situation etwas entschärfen konnten, bleibt abzuwarten, wie sich alles weiterentwickelt. Anna Palasciano lässt ihren wärmsten Dank aussprechen und war überglücklich, in dieser für ihre Tiere so schlimmen Zeit, Hilfe aus Deutschland und der Schweiz erhalten zu haben.
 
Randnotiz:
Es scheint so, als würden die Menschen, die keinen Respekt vor Tieren haben, den gleichen Umgang mit der Natur pflegen. An allen Ecken und Enden entdeckten wir wahre Müllberge. Sei es am Strand, mitten in einer Ortschaft oder auf Feldwegen. Vom Hausmüll bis hin zu großen Kühlschränken wird alles entsorgt was nicht gebraucht wird. Tausende und abertausende Plastiktüten - sogar im Meer - und wild durcheinander gewürfelter Müll säumen die Straßen. Obwohl entsprechende Tonnen vorhanden sind, wird kein Müll getrennt. Erschreckend, wie achtlos manch einer mit seiner so wunderschönen Heimat umgeht. Liebe Süditaliener, so lockt Ihr mit Sicherheit keine Touristen und vor allem, wird es bald nichts mehr geben, dass jemanden bei Euch gefallen könnte. Überall Tierelend, dann der ganze Müll, wer will hier schon Urlaub machen?



Wo man auch hinschaut: Überall liegt achtlos abgelegter Müll.



Die Kleine Giusy wurde in dieser Kiste gehalten.



Endlose feuchte und dunkle Gäünge. Die Hunde auf dieser Seite der Zwinger sehen das Tageslicht nie.



Auf der anderen Seite der Zwinger sind die Tiere den Witterungsbedingungen schutzlos ausgeliefert.



Traurige, hoffnungslose Blicke wohin man auch schaut...



Eine kleine Hütte für mehr als zehn Hunde.



Hier kann man erkennen, wie die ursprünglich ausreichend großen Zwinger in kleine, unwürdige Abteile abgetrennt wurden.



Über drei Tonnen Futter konnten wir dem Tierheim Campi übergeben.

Reisebericht Oktober 2011

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