Keine Besserung in Sicht
Am 26. Oktober 2013 startete das Tierrefugium-Team einen weiteren Hilfstransport nach Süditalien. Vollbepackt mit vielen Sachspenden ging es Morgens um sieben Uhr los. 1800 Kilometer lagen vor uns. Die Hinfahrt gestaltete sich sehr mühsam, denn Nebel, Baustellen und Stau waren unser ständiger Begleiter und so benötigten wir 27 Stunden um unser Domizil in Süditalien zu erreichen.
Zunächst fuhren wir die zwei von uns unterstützten Tierheime Campi Salentina und Salice Salentina an, um unsere Spenden aufzuteilen und uns ein Bild über die aktuelle Situation vor Ort zu machen. In Campi Salentina wurden wir freudig von den Mitarbeitern vor Ort begrüßt, welche dann auch gleich tatkräftig beim Entladen der Spenden halfen.
Futter, Decken und Körbchen wurden dankend entgegen genommen. Ein Blick in die Futtervorratskammer erklärte auch warum. Der Futterbestand für 170 Hunde beschränkte sich auf vier 15 kg Säcke Trockenfutter. So kamen unsere Spenden genau richtig - aber wie lange würde das ausreichen?
Die Stadt zahlt bereits seit zwei Monaten weder Gehälter für die Mitarbeiter noch kommt sie für die Futterkosten auf. Die Mitarbeiter führen uns durchs Tierheim, besprechen neue Entwicklungen mit uns und mit jedem Satz wurde klarer, wie dringend die Hilfe vor Ort benötigt wird. Viele schreckliche Schicksale wurden uns näher gebracht. Zwei Hunde wurden bereits für die rettende Reise nach Deutschland vorbereitet - Dalma und Aurelia. Sie sollten das Glück haben in eine bessere Zukunft zu reisen. Für zwei weitere Hunde hatten wir noch Platz. Doch welche sollten es sein? Wir liefen von Zwinger zu Zwinger, schauten in flehende, verzweifelte und traurige Augen. Dann sahen wir zwei Welpen, welche ganz eng beieinander saßen und uns anschauten. Adamo und Rosa. Die zwei kleinen Würmer fanden sich im Canile und wurden dicke Freunde - ja, man kann schon sagen beste Freunde. Rosa war in einem schlechten Zustand. Ihre Beine sind schief und krumm von der Rachitis. Sie läuft regelrecht auf ihren Ellenbogen. Die einzige Chance, dass noch einigermaßen in den Griff zu bekommen ist sehr gutes Futter und Physiotherapie. Beides ist in dem Canile nicht gegeben. So entschieden wir uns die kleine Rosa mit zu nehmen, und sie im Tierrefugium bestmöglich zu versorgen. Doch schnell war auch klar, dass wir den kleinen Adamo auf keinen Fall zurück lassen konnten. Rosa wurde als Welpe in einem Garten gefunden. Vollkommen zerbissen und entkräftet konnte sie nicht nach Futter und Wasser suchen und lag vollkommen schutzlos unter einem Baum. Der Besitzer des Gartens informierte die Tierschützer vor Ort, die Rosa ins Canile brachten und zum großen Glück, wie auch Adamo, vollständig impften und die Erstversorgung übernahmen.
Das Tierheimpersonal bat uns, Dalma und Aurelia mitzunehmen, denn ihre chronischen Krankheiten könnten im Canile nicht behandelt werden und wären so ihr sicheres Todesurteil.
Ein Bild des Elends, schlimmer als zuvor bot sich uns im Canile Salice Salentina. Eine Welpen- und Katzenflut überströmt das Tierheim. Vier Wochen alte Hunde, welche aus einer Mülltonne gerettet wurden, kämpften um ihr Überleben. Leider für viele aussichtslos, denn in den zwei Tagen die wir dort waren starb bereits einer von ihnen. Die Tierheimleiterin versucht die Kleinen mit Welpenaufzuchtmilch durch zu bekommen. Doch zu wenig Personal, mangelnde Gelder und die schlechten hygienischen Bedingungen lassen eine gute Versorgung einfach nicht zu.
Desweiteren sahen wir viele Hunde, welche dringend medizinisch versorgt werden müssten. Hunde mit gebrochenen Beinen, Durchfall sowie Augen- und Hauterkrankungen. Und wir sahen viele Zwinger, in den andere Hunde als noch im Frühjahr saßen, als wir das letzte mal dort waren. Jedes mal, wenn wir in das Tierheim nach Salice kamen besuchten wir eine alte Mastinohündin namens Mora. Sie lebte schon sehr lange isoliert in diesem Canile. Wir brachten ihr Kauknochen, damit sie wenigstens für die kurze Zeit Beschäftigung hatte. Doch Mora war nicht mehr da. Die alte Dame ist gestorben. Alleine in dem Zwinger, den sie seit Jahren nicht verlassen konnte. Mora hätten wir nicht retten können, denn das unmenschliche und grausame Rassegesetz in vielen Ländern, erlaubt es nicht, diese Tiere nach Deutschland einzuführen.
Am Donnerstag Morgen traten wir dann unsere lange Heimreise an. Unsere Gedanken während der ganzen Rückfahrt gehörten all den mit traurigen Augen dreinschauenden Tieren, die wir nicht retten konnten.
Reisebericht November 2011
Reisebericht Juni 2011
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